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Haus der Heimat, Wien

Donauschwäbische Arbeitsgemeinschaft in Österreich (DAG)

Arbeitsbereich bis zur Wende von 1989/90 und verschiedene Arbeitsgruppen

Mit der Entschädigungsfrage eng verkoppelt blieb die Auseinandersetzung um eine gerechte Lösung des Unrechts an den Donauschwaben, die die DAG bis in die Gegenwart hinein beschäftigt. Die Jahrzehnte bis zur Wende von 1989/90 bestimmten drei Themenkomplexe, die von ebenso vielen Arbeitsgruppen innerhalb der DAG betreut wurden. Dazu gehörten die Arbeitsgruppe Lastenausgleich, die Arbeitsgruppe Banater Schwaben Rumänien und die Arbeitsgruppe Kultur und Wissenschaft.


Arbeitsgruppe Lastenausgleich


Es wurde schon an mehreren Stellen auf die Problematik des Lastenausgleichs hingewiesen. Für die DAG waren die Ergebnisse, die nach zähen Verhandlungen im Kreuznacher Abkommen Eingang gefunden hatten, nur ein erster Schritt, dem weitere folgen mussten. Am Ende des Tages musste nach dem Willen der DAG sicher gestellt werden, dass die Heimatvertriebenen in Österreich das erhalten, was den Landsleuten in der BRD an Entschädigung aus dem Lastenausgleich zufiel. Nicht mehr und nicht weniger! In einer Pressemitteilung, die am Tag der Donauschwaben in Wels vom 12. Juli 1970 an die Öffentlichkeit ging, machte die DAG mit Hinweis auf die Arbeitskraft der Heimatvertriebenen nochmals darauf aufmerksam, dass die Donauschwaben für Österreich keine Belastung, sondern vielmehr einen namhaften volkswirtschaftlichen Gewinn eingebracht haben. Diese Tatsache sollte der österreichischen Regierung Grund genug sein, um die noch immer unerfüllte Forderung der Heimatvertriebenen beschleunigt einer vertretbaren Regelung zuzuführen.72


Die angestrebten Regelungen sind bis heute unerfüllt geblieben und harren weiterhin einer gerechten Lösung. Selbst bei der Umsetzung des Kreuznacher Abkommens war es nach den Protokollen der DAG zufolge immer wieder zu behördlichen Verzögerungen gekommen, weil die Anträge der Betroffenen weniger mit Kulanz als vielmehr mit amtlicher Pedanterie behandelt wurden. So gab es immer wieder Klagen darüber, dass die Auflagen für den Erhalt einer Entschädigung ständig verschärft wurden. Vorsprachen beim damaligen Finanzminister Hannes Androsch bewegten leider nur wenig, obwohl die Politik ihre Unterstützung immer wieder zugesagt hatte.



Arbeitsgruppe Banater Schwaben in Rumänien


m Unterschied zu Jugoslawien oder zur Tschechoslowakei behielt der rumänische Staat einen Großteil seiner deutschen Bevölkerung zurück. Abgesehen von den volksdeutschen Umsiedlern, die bereits während des Krieges aus der Bukowina (Buchenlanddeutsche) oder aus dem Küstengebiet des Schwarzen Meeres (Dobrudschadeutsche) nach Deutschland transferiert worden waren, blieb die donauschwäbische Volksgruppe im rumänischen Banat von einer Vernichtung nach jugoslawischem Vorbild verschont. Nach dem Krieg kam es entlang der ideologischen Grenzen des Kalten Krieges zu bilateralen Übereinkommen zwischen Bonn und Bukarest, die in erster Linie der Familienzusammenführung dienten. Die DAG unterstützte die Familienzusammenführung und versuchte in dieser Angelegenheit, ihren Einfluss bei den österreichischen Stellen geltend zu machen. Von einer generellen Absiedlung der deutschen Volksgruppen aus Rumänien, wie sie die DAG lange Zeit gefordert hatte, konnte realpolitisch freilich keine Rede sein. Die deutschen Volksgruppen aus Rumänien zählten in Wien nicht zu den Agenden der österreichischen Außenpolitik, sondern betrafen in erster Linie die deutsch-rumänische Diplomatie. Bei der Ausschusssitzung der DAG vom 10. Juli 1965 stellte

Fritz Klingler dennoch ein breit angelegtes Programm vor, das die Aussiedlung aller „in Rumänien lebenden Volksdeutschen“ vorsah. Flankierend zur Aussiedlung sollten nach Klingler eigene Komitees in Österreich mit den Kammern und dem Gewerkschaftsbund über die Schaffung von Arbeitsplätzen für die Rumäniendeutschen verhandeln. Ein deutsch-österreichischer Koordinationsausschuss sollte sodann deren Eingliederung mit den Behörden regeln. Die wohl einzig richtige Antwort auf diesen Plan kam dann von Valentin Reimann, der meinte:


Die aus Rumänien kommenden Landsleute fahren besser, wenn sie nach Deutschland gehen, denn dort bekommen sie Spätheimkehrerhilfe, Lastenausgleich usw., während sie hier in Österreich nach dem heutigen Stand der Dinge, nicht einmal eine Entschädigung nach dem Bad Kreuznacher Abkommen erhalten würden.73


Die Banater-Arbeitsgruppe in der DAG konnte sich vor allem karitativ und kulturell reich entfalten. Es wurden etwa Sammelaktionen bei Hochwasserkatastrophen eingerichtet und auch sonst Spendenaktionen

zur wirtschaftlichen und sozialen Unterstützung der Landsleute in Rumänien organisiert. Die kulturellen Kontakte liefen vornehmlich über die „Nikolaus Lenau-Gesellschaft“, die oftmals bei literarischen Veranstaltungen in Temeschwar zugegen waren. 1989 konnte die DAG auf diese wertvollen Kontakte zurück greifen und sie der österreichischen Politik vielfach zur Verfügung stellen.



Arbeitsgruppe Kultur und Wissenschaft


Bereits in den 1950er Jahren bestand bei den Donauschwaben der Wunsch, das eigene historische Erbe in Österreich zu pflegen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In Österreich hatte sich bereits am Höhepunkt der Integrationsphase der Donauschwaben eine neue donauschwäbische Intelligenz herausgebildet, die um eine wissenschaftliche Aufarbeitung der donauschwäbischen Geschichte unter Einbindung ihrer kulturellen Leistungen bemüht war.


Erste wichtige Impulse dazu wurden in der von Nikolaus Britz geleiteten „Forschungs- und Kulturstelle der Österreicher aus dem Donau-, Sudeten- und Karpatenraum“ verwirklicht. Später übernahm Werni den kulturellen Arbeitskreis in der DAG und arbeitete an der Gründung eines „Donauschwäbischen Kulturinstituts“, das in Wien beheimatet sein sollte. Er rief ein Proponentenkomitee ins Leben, das die Inhalte der Kulturarbeit dieser Einrichtung zu bestimmen hatte. Es war sogar von der Errichtung eines Lehrstuhls zur Geschichte der deutschen Volksgruppen in Südosteuropa an der Universität Wien die Rede. Als Ansprechpartner stand der DAG Richard Plaschka, Südmährer und Professor am Institut für südosteuropäische Geschichte der Universität Wien, zur Verfügung. Mit der von Britz initiierten Gründung der „Internationalen Lenau-Gesellschaft“ war auch die Grundlage für die Etablierung einer donauschwäbischen Kunst in Österreich vorbereitet worden. Donauschwaben der älteren und jüngeren Generationen begannen sich künstlerisch zu betätigen und stellen nach wie vor die eigene Geschichte und das Leid der eigenen Volksgruppe in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Es wird gedichtet, gemalt, Metall geformt, Holz behauen und Stein bearbeitet.



72 Pressebericht der DAG zum Tag der Donauschwaben in Wels vom 12. Juli 1970.

73 Protokoll Ausschusssitzung der DAG vom 10. Juli 1965, S. 8.





Ausstellungseröffnung mit Bgm. Zilk

Robert Hammerstiel, ein international renomierter donauschwäbischer Maler und Graphiker

Brunnen im Haus der Heimat

Weiterführende Links:


Die ersten Schritte auf dem Wege zur Gleichstellung

Staatsbürgerschaft und Staatsvertrag

Weg aus Österreich oder „Raus aus den Lagern“

Der deutsche Lastenausgleich und der Weg zum Kreuznacher Abkommen

Das neue Europa entsteht


Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit